William Wordsworth

1770 – 1850           Großbritannien

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In Übersetzungen von

Willi Schantel

 

 

 

Einem Maler

 

Portärts wird ob Exaktheit applaudiert,
doch ich, der Malerei für wertlos hält,
der Alterungsprozesse ignoriert,
male Erinnerungen, eine Welt

voll Glanz, die klaren Augen unberührt,
das Lächeln nicht von Lippen abgeschält,
ins Schattenreich verbannt, wo es gequält
im Nichts - anstatt zuhaus -, besitzlos friert.

Doch könntest du Vergangenes erleben,
noch schöner gar, mein inn`res Auge teilen,
dann Porträtist, nur dann wärst du ein Meister

der Sicht und könntest echtes Sehnen heilen,
das, wie sich auch im Alltag Dinge geben,
sein Eden fest im Herz, verschmäht die Geister.

 

 

 

Obwohl das Werk mich erst verwundert hat
geb ich, nachdem ichs lange angeblickt
der Wahrheit in ihm ohne Zögern statt;
Ich habe dich ins falsche Licht gerückt,

sah nur das Muster, den, der es gestickt
beachtete ich nicht, doch tu ich`s jetzt:
Der Morgen kam, ward Mittag, Nacht zuletzt.
Doch Alter wie die Jugend hat beglückt,

war so willkommen und so schön, doch nein
noch schöner weil es reich gesegnet war:
durch deinen Adel, durch`s Unsterblichsein


der Vorzüge in dir, stets hell und klar;
Dein Herz, dein demütiger Sinn ein Land
In dem ich Gestern, Heut und Morgen fand.

 

 

 

 

 

 

Die Nonne klagt nicht über enge Räume
Dem Eremit ist groß genug die Zelle
der Studiosus denkt den Raum sich helle
die Maid spinnt Garn, der Weber seine Säume

ein jeder glücklich; und der Flug der Träume
steigt höher als die höchsten Wasserfälle
klingt fröhlicher als jede Narrenschelle
der Geist pflanzt selbst beengt die höchsten Bäume.

Mag jeder denken dies sei eine Falle
doch war ich mürrisch, hier fand ich stets Freude
gefangen auf der engen Sonettweide

und ich war froh, wenn andre (längst nicht alle,
doch gibt es sie) die froren in der Halle
sich wohl fühlten wie ich auf Shakespeares Heide

 

 

Zu weltlich

Wir sind zu weltlich, schwächen früh und spät
durch Nehmen und Verschwenden alle Kraft
seh`n wenig, was Natur an Schönem schafft;
Gefühlskalt werden wir zurecht geschmäht.

Die See, die stets den Mond zum Bade lädt
der Wind, der heulend sonst die Wolken rafft
und sich dann wiegt, gleich Knospen auf dem Schaft,
dafür sind wir zu satt, zu aufgebläht.

Das rührt uns nicht. Bei Gott! Ich wünschte mir,
vom alten Glauben nur ein kleines Korn
dann fühlte ich im angenehmen Hier

mich nicht allein; wüßte vom Wunderborn;
Proteus zeigte sich an jedem Pier
Triton blies` ins gewundne Muschelhorn.